Mein Weg zum Funkamateur
13. April 2010
Funkamateure dürfen ihre Geräte selbst bauen. Dazu bedürfen Sie aber einer Prüfung. Und just diese Prüfung habe ich heute bei der Bundesnetzagentur, Außenstelle Eschborn, bestanden.
Doch wie kam es dazu?
ca. 1984
Früher hatte ich mal einen Apple II Computer und war Mitglied in einem Computerverein namens AUGE. So um das Jahr 1983/1984 lernte ich über diesen Verein Funkamateure aus dem Raum Gießen kennen. Leider habe ich deren Namen vergessen :-(
Die AUGE hatte damals einen Stand auf der UKW-Tagung in Weinheim, da war ich dann auch zweimal als Standpersonal. Das war natürlich für mich alles äußerst interessant !
Das ging soweit, das ich mir das Heft "Fragen und Antworten zur fachlichen Prüfung für Funkamateure" kaufte um evtl. Funkamateur zu werden.
Später las ich bei Jörg, DB9FD, immer die CQ-DL. Jörg machte aber nur ab und an Betrieb auf 2m, er war wohl kein Vollblut-Funkamateur :-/
ca. 1986
Ich studierte an der FH Darmstadt, kannte aber über Jörg auch einige Studenten an der TH Darmstadt. Damals war ich öfter in deren Clubstation DL0TD, allerdings mehr der Leute wegen :-)
vorläufiges Aus
Aber letztlich habe ich mich damals nie ernsthaft um die Prüfung bemüht. Einige Gründe:
- ich hatte schon ein technisches Hobby, nämlich die Computerei
- ich war zu faul um Morsen zu lernen, und 2m allein war mir zu langweilig
- jeder "richtige" Funkamateur, den ich kannte, hatte irgendeine "dicke" Station japanischer Provenienz. Das war damals weit jenseits meines finanziellen Horizonts.
Anfang 2009
Beim Sürfen stolperte ich über Selbstbauprojekte für Funkamateure, aus dem QRP-Bereich. "QRP" steht für reduzierter Sendeleistung. Im Rahmen der QRP-Bewegung geht man von 5-10 Watt aus. Es gibt dafür auch fertige Geräte zu kaufen, aber es wird viel selbst gebaut und experimentiert. Das sprach mich an! "Aha," dachte ich, man muß nicht unbedingt 1500 EUR für ein Fertiggerät hinlegen, "es geht auch anders".
Wenn man weiss, wo man suchen muß, dann quillt das Internet geradezu über von Bauanleitungen, Tipps, aber auch kompletten Bausätzen über. Für Deutschland sei die Firma QRP projekt herausgestellt.
Und mit einem Bausatz wird vielleicht jemand, der schon seit 10 Jahren nicht mehr selbst gelötet hat, am Anfang sicher auch ganz gut fahren. Und so war mein Interesse geweckt.
Januar 2010
Frust am Arbeitsplatz
Mein Arbeitgeber hatte eine seltsamen Entscheidung gemacht: innerhalb kurzer Zeit wurden der Geschäftsführer, der Prokurist und der Vertriebler entlassen. Aber, was schlimmer ist: es wurden keine neuen Leute eingestellt. Auf dem Papier gibt es natürlich noch einen Geschäftsführer, aber der ist im bayrischen und kann sich um fast nichts kümmern. Und so dümpelt die Firma herum, es werden keine neuen Projekte aufgetan. Nur noch Altgeschäft wird bearbeitet. Unsere Monatszahlen mögen zwar positiv sein, aber natürlich ist diese Situation nicht befriedigend. Vor allem, wenn man wie ich eher ein "Pioniertyp" ist. Ich mag's halt, mich ab und an in neue technische Sachverhalte einzuarbeiten.
Aus diesem Frust heraus beschloss ich, nun doch Funkamateur zu werden, damit ich legal mit Selbstbau-Sendern experimentieren darf.
Funkamateure dürfen ihre Geräte selbst bauen und technisch abnehmen. Sie sind nicht darauf angewiesen, fertige seriengeprüfte Geräte zu kaufen. Damit sie das dürfen, müssen sie aber eine Prüfung ablegen. Dies alles ist in einem eigenem Gesetz geregelt, dem Amateurfunkgesetz. Die Prüfung erfolgt vor der Bundesnetzagentur. Sie ist ein hoheitlicher Akt.
Für eine Prüfung muß man lernen, klar. Aber was? Nun, das ist auf den ersten Blick einfach: es gibt einen festen Fragenkatalog. Allerdings ist die schiere Anzahl der doch schon enorm, allein im technischen Teil meiner Prüfung konnte aus einem Katalog von ca. 1000 Fragen zu ca. 30 Sachgebieten Fragen kommen.
Aber verglichen mit 1983 gibt es aber heute viel mehr Lernhilfen. Ich habe folgende benutzt:
Lernhilfe Internet
Beispielsweise findet man einen Online-Lehrgang im Web, der die meisten Fragen abdeckt und die Hintergründe erläutert.
Dort, wo im Technik-Teil evtl. noch Lücken bleiben, helfen die Lichtblicke weiter. Das ist eine Webseite von jemanden, der keinen technischen Beruf hatte und dennoch die Technik des Funkens gelernt hat.
Lernhilfe Literatur
Dann war ich am 16.1.2010 auf dem Schwalheimer Amateurfunk-Flohmarkt. Dort habe ich das Buch "Technik Klasse 3" von Eckhardt Moltrecht gekauft. Das Buch ist eigentlich veraltet, es gibt keine Klasse "3" mehr. Da sich jedoch die Grundlagen der Hochfrequenz-Technik nicht so schnell verändern, habe ich die 3 Euro für das Buch gerne ausgegeben. Es hat mein Grundlagenwissen über Oszillatoren, Filter, Antennen, Transistoren erweitert bzw. aufgefrischt.
Das Buch ist übrigens vom selben Autor wie der Link "Online-Lehrgang" oben.
Nur kann man es im Gegensatz zu seiner Webseite auch auf dem Klo, äh, im Bett lesen.
Lernhilfe Software
Sehr empfehlen kann ich das kostenlose Programm AfuTrainer. Das gibt's für Windows, Linux und Mac. Es kann die offiziellen Fragenkataloge der Bundesnetzagentur laden. Danach kann man Kapitelweise trainieren. Fragen, die man immer richtig beantwortet werden dann immer seltener gestellt, so daß man sich autom. auf seine Schwächen konzentriert.
Ein Bild findet man weiter unten.
Lernhilfe "freundliche Funkamateure"
Nunja, die gab 1984 sicher auch, aber diesmal habe ich sie eben aktiv gesucht ... und gefunden. Zum einen gibt es vom DARC her Ausbildungspaten. Ganz nah bei mir wohnt Martin, DH6GRM. Er bot sich an, mir bei Fragen zu helfen oder mich mit einem Ausbildungsrufzeichen an's Mikrofon zu lassen.
Aber letztlich bin ich meine Fragen auch via Internet losgeworden:
Und zwar im IRC, dem "Internet Relay Chat". Es gibt nämlich in DARC viele Ortsverbände, in ganz Deutschland. Einer davon ist ein virtueller Ortsverband namens D23 - Freunde des CCC. Der trifft sich (fast) nur im Internet, eben im IRC. Dort findet man eine Gruppe von Leuten, die Lehrbriefe anbieten, eingereichte Antworten querlesen bzw. korrigieren und mehr oder weniger immer im IRC für Fragen zur Verfügung stehen.
Einfach mal #delta23 und #funkkurs auf irc.belwue.de besuchen.
Februar 2010
Ich habe zunächst "Betriebstechnik und Gesetze" sowie etwas "Technik Klasse E" gelernt. Jeden Abend so um die 100 Fragen.
Allerdings merke ich, daß durch meinen Background, insbesondere die Fachoberschule E-Technik, das meiste der Klasse E schon kann. Ich mußte es nur mal wieder auffrischen. Also entschließe ich mich, ad-hoc für Klasse A zu lernen.
März 2010
Löten
Als weiteren Schritt habe ich mir den SDR-Empfänger Fernempfangsradio Harzburg II beim 3. Amateurfunktreffen Gießen zusammengelötet. Nach ca. 3 Stunden Löterei hat es sogar funktioniert. Wenn man bedenkt, daß ich zehn Jahre keinen Lötkolben mehr in der Hand hatte ...
Zuhause angekommen war es dann mit dem Harzburg erstmal Essig: kein gescheites (oberwellenfreies) Netzteil, keine Antenne, mein LCD-Monitor stört auch. Naja, man kann ja auch via WebSDR in die Kurzwelle reinhören.
Lernen
Während der Fragenkatalog für "Technik Klasse E" nur 377 Fragen umfasst, ist "Technik Klasse A" mit 1061 Fragen doch deutlich umfangreicher. Aber egal, im Afu-Trainer kann seinen Lernerfolg im Form einer Kurve abfragen, das ist - für mich - recht motivierend.
Im Lehrgang des "D23 - Freunde des CCC" habe ich mich durch die ersten 7 Lehrbriefe in recht kurzer Zeit "hindurchgefressen". Aber am Lehrbrief 8 habe ich dann doch zu knapsen. Dort war dann einfach zu viel geballter Stoff, der für mich vollkommen neu war.
Gegen Mitte März bin ich so weit, daß ich die Prüfung wagen könnte, auch wenn's etwas knapp ist. Bei Antennen fühle ich mich noch etwas unsicher. Aber dies erledigt sich dann von selbst: bei der Bundesnetzagentur in Eschborn sind bereits 22 Leute zur Prüfung angemeldet, es wäre kein Platz mehr frei. Ich kann also im Lernen einen Gang zurückschalten und in Ruhe weiterlernen.
Ortsverbände besuchen
Im Zeit besuche ich zwei DARC Ortsvereine in der Nähe, den F61 - Niddatal und F31 - Nidderau. Zwei Dinge merke ich: es gibt auch seeeehr kleine Ortsvereine. Und ein OV-Treffen, das im Hauptraum einer Gaststätte stattfinden muß, ist recht schwierig. Zuviel QRM.
Anfang April 2010
Als dritten OV besuche ich den F17 - Wetterau. Der hat mir bis jetzt am besten gefallen. Dort konnte ich am besten "fachsimpeln".
Mittlerweile habe ich den Antrag auf Zulassung zur Amateurfunkprüfung an die Bundesnetzagentur geschickt und habe am 13.4.2010 meinen Prüfungstermin bestätigt bekommen.
13. April 2010
Heute habe ich die Prüfung zur Klasse A bei der Bundesnetzagentur bestanden.
Aber das hatten wir ja schon :-)
16. April 2010
Heute kam mein Rufzeichen: DH3HS. Damit darf ich nun auch aktiv senden.